Mittwoch, 28. August 2013

¨Roofing¨

Nachdem ich mich am Samstag Morgen gegen 6 Uhr aus meinem Hostelzimmer geschlichen hab`, bin ich dann mit`m Taxi zum Busbahnhof, um den Greyhound-Bus nach Williams Lake zu nehmen. Wie viele von euch wissen, mach ich diese Reise ja nicht nur zum Spaß, sondern auch um (zumindest in Kanada) die ersten zwei Monate zu arbeiten... Ich bin vor Monaten durch Zufall auf eine Seite, www.helpx.net, gestoßen und dachte ich mache was ganz außergewöhnliches: Arbeiten für Unterkunft und Verpflegung. 
In Vancouver wurde ich dann eines besseren belehrt...hier kennt das jeder und irgendwie hat das auch fast jeder schon mal gemacht. ROOFING ist anscheinend das Work and Travel 2.0. ....
Meine Gastmuddi Joanne hatte mir vorher schon geschrieben, dass ich den Platz neben dem Busfahrer nehmen soll, weil es der Beste ist. Die ¨German Pünktlichkeit¨ hat sich ausgezahlt, ich hab als Erste den Bus betreten und mir natürlich DEN Platz geschnappt! Und es hat sich gelohnt! 500km (mit dem miesgelauntesten Busfahrer der Welt) durch die Rockies/British Columbia waren atemberaubend!
Kurz bevor ich dann am Nachmittag Williams Lake erreicht habe, wurde ich dann doch etwas nervös...wollte ich doch eigentlich vorher noch mal meine Englischkenntnisse aufbessern und ein englisches Buch lesen, oder zumindest im Flugzeug einen englischen Film gucken.. Nur leider hab ich`s mit deutschen Büchern schon nicht so und im Flugzeug waren die Bildschirme so weit weg, dass ich sie ohne Brille nur schwer erkennen konnte und außerdem hätte 3,50Euro hätte investieren müssen, weil ich meine Kopfhörer vergessen hatte! Hat also nicht so geklappt... also bin ich meinen Englischvokabelgrundschatz, der zu Schulzeiten schon überragend war, noch einmal im Kopf durchgegangen und dachte, das muss reichen!
In diesem kleinen, überschaubaren Ort hat mich Joanne dann abgeholt und ich hab` mich vom ersten Moment an sooo wohl gefühlt!! Sie und ihr Mann Dave sind Mitte 50 und super nett, haben zwei Töchter, die nicht mehr Zuhause wohnen und haben vor 5 Jahren dieses tolle Holzhaus gekauft mit x-Hektar Land...es ist wirklich traumhaft! Joanne hat einige Pferde und dann gibt es noch die zwei anhänglichsten und lustigesten Hunde der Welt, Tee und Titus. Der eine ist völlig bekloppt und läuft die ganze Zeit um den Trecker herum, wenn ich damit fahre und der andere legt sich alle 10 Meter mit seinem Ball in den Weg, weil er genau weiß, wo du als nächstes hin willst... für die minimale Chance, dass man den Ball eventuell doch wegschießt, nimmt er es auch gerne in Kauf, fast vom Trecker überfahren zu werden....!!
Ich hab` mein eigenes, kleines Zimmer im Haus, mein eigenes Badezimmer und eine ¨Gastmutter¨, die mir jeden Tag Orte zeigt, die man als Touri nie finden würde und die mich überall mit hin nimmt (wenn ich will). Gestern haben wir den ¨Monkey`s Face¨ bestiegen, abends spontan mit Freunden `n Lagerfeuer mit Würstchen und Marshmallows gemacht, vorgestern mit Kajaks auf dem See in der Sonne gelegen und heute war ich mit einem Nachbarn golfen....
Meine ¨Arbeit¨ sieht momentan so aus, dass der Wald von alten Bäumen befreit werden muss. Joanne fällt die Bäume und ich bringe die Stücke dann mit dem Traktor an einen Ort, um sie als Feuerholz zu stapeln bzw. um die morschen Stücke und Äste auf einen Haufen zu packen, der im Winter dann verbrannt wird. (die Vorstellung, hier auf gut gebaute HolzFÄLLER zu treffen, hat sich hiermit erledigt...)
In Bildern sieht der Stress dann wie folgt aus....

Sonntag, 18. August 2013

Angekommen!

Huhu ihr Lieben,

es ist geschafft: Ich bin angekommen!

Nachdem der Vorbereitungsstress der letzten Wochen vergangen ist und meine Zähne noch am letzten Tag teilsaniert wurden, ging`s am Mittwoch Morgen los. Natürlich hatte ich noch bis mitten in die Nacht gepackt und Abschiedsbesuch, so dass Schlafen total überbewertet wurde. Ich hatte ja schließlich noch 11 Stunden im Flieger Zeit zum Schlafen - so die Theorie ;-)

Am Flughafen gab`s dann noch ein gemütliches Abschiedsfrühstück mit meinen Mädels und dann kamen doch kurz die Tränen (war ja auch so windig da!!).... mit vielen tollen und nützlichen Geschenken ging`s dann zum Check In. Nachdem ich dann nach ner gefühlten Ewigkeit endlich mein Gepäck abgeben durfte, kam kurz etwas Panik auf, weil die Dame am Schalter meine ESTA-Bescheinigung sehen wollte für die Weiterreise (und ich DIE natürlich nicht ausgedruckt hatte) und ich auch online irgendwie nicht registriert war. Man hat mich dann gnädigerweise zumindest erstmal nach Kanada fliegen lassen- Juhu! Ob ich dann aus Kanada wieder raus darf, wird sich zeigen.......

Im Flieger war ich dann erstmal ziemlich happy, weil der Mann neben mir nicht wie befürchtet 3 Meter breit war, streng roch oder mir ein Gespräch aufzwingen wollte. Und ein schreiendes Kleinkind war auch nicht in der Nähe...  Obwohl also alles für einen erholsamen Flug sprach, wollte mein Körper trotz immer stärker werdener Erschöpfheit trotzdem nicht schlafen. Während mein Sitznachbar es schaffte, von 11 Stunden 10 Stunden durchzuschlafen und ich in meinem Fensterplatz gefangen war, hab ich mich 10 Stunden lang gefragt, wie der das macht??

GLücklich, aber völlig fertig, habe ich dann also den Flughafen von Vancouver erreicht. Und mein Rucksack war auch angekommen - check! Der Geruch am Flughafen war schon irgendwie anders als in Deutschland...ich war jetzt also wirklich angekommen, verrückt!!

Mein Hostel hab ich dann zum Glück auch recht schnell gefunden (13kg auf dem Rücken können ja so schwer sein!). Es war gefühlt 3 Uhr nachts, aber in Kanada erst 18 Uhr, also musste ich irgendwie noch ein paar Stunden wachbleiben, um dem Jetlag zu trotzden. Am schwarzen Brett im Hostel bin ich dann auch schnell fündig geworden: Um 20:30 Uhr ging die ¨Pub-Tour¨ los...Bier trinken hilft ja bekanntlich gegen so vieles, bestimmt auch gegen Jetlag...

Auch wenn es wirklich anstrengend war und ich mich nur nach einem Bett gesehnt habe, war es ein lustiger Abend, an dem ich nette Leute kennengelernt habe.

Am nächsten Tag habe ich dann die Stadt via hop on-hop off-Bustour kennengelernt und war abends mit einem Franzosen (seine einzigen, deutschen Wörter waren: "Isch liebe disch"), den ich bei der Pub-Tour kennengelernt habe, bei einem richtig guten Japaner Sushi essen. Das Restaurant "MIKO" war von außen recht unscheinbar, aber das Essen und die Atmosphere absolut überragend! Ein alter Kanadier, der neben uns an der Bar saß hat uns dann noch seine halbe Lebensgeschichte erzählt und für uns seinen Lieblingsfisch und  japanischen Wodka bestellt. Ein gelungener Abend!

Am nähsten Morgen stand das nächste Highlight an: eine 9-stündige Wanderung durch den Regenwald bis zur "Capilano-Bridge". Unser Guide war 72 Jahre!!! alt und berühmt für seine Touren. zu Recht! Er war fitter als wir alle und hatte witzige Anekdoten zwischendurch zu berichten. Absolut empfehlenswert!! Und das Wetter war perfekt zum Wandern; 22 Grad und ein Sonne-Wolkenmix. So ist es hier bisher eigentlich jeden Tag gewesen.

Abends bin ich dann nur platt ins Bett gefallen. Am nächsten Morgen ging auch schon um 5:30 Uhr der Wecker, um auszuchecken und den Bus nach Williams Lake zu nehmen, wo meine "Gastfamilie" wohnt.Aber mehr dazu dann später. Nur so viel sei vorweggenommen: es ist wunderschön hier....!! Bis jetzt vermisse ich Deutschland noch nicht! ;-)

Liebe Grüße....