Samstag, 14. September 2013

Goodbye Williams Lake

Huhu ihr Lieben,

es sind schon wieder fast zwei Wochen vergangen...wie die Zeit vergeht! Es ist zwar eine Standardfloskel, aber ich merke langsam wirklich, wie die Zeit rennt! Nur noch 5 Tage und ich verlasse Kanada schon! Aber fange ich vorne an...

Nach unzähligen (13!) schlaflosen Stunden Autofahrt von Vancouver nach Calgary, habe ich dann von den Rockies auch gar nicht sooo viel gesehen, weil wir spontan die ganze Nacht durchgefahren sind. Das war mir dann aber im Endeffekt auch egal, weil der Trip die reinste Tortur war (ohne darauf näher einzugehen...). Montags Abend gegen 21 Uhr los und am Dienstag Nachmittag gegen 15 Uhr das Sofa bei Joshua erreicht, war ich einfach nur erleichtert, dass der Schlüssel für mich hinterlassen wurde und mein Gastgeber noch nicht Zuhause war. So musste ich kein schlechtes Gewissen haben, dass ich zielstrebig die Couch angesteuert und erstmal ein paar Stunden geschlafen habe...

Am nächsten Tag habe ich einfach nur relaxt, irgendwo in einem Park in Calgary ein Buch gelesen und mir den ersten Sonnenbrand geholt (wurde auch mal Zeit). Anschließend bin ich in DIE Shopping-Mall von Calgary gefahren und war anschließend um100 Dollar ärmer, mein Rucksack dafür um 3 kg schwerer (n bisschen was geht noch!!).
Ansonsten fand ich Calgary jetzt nicht besonders spektakulär- es ist halt eine Großstadt, irgendwie sind sie ja doch alle gleich. Also hab ich kurzum beschlossen, für den nächsten Morgen ein Ticket nach Banff zu buchen.

Banff ist zwar eine richtige Touri-Stadt, aber es war das Beste, was ich gemacht habe (bisher). Die Stadt liegt ca. 1,5 Bus-Stunden von Calgary entfernt und ist ein Paradies! Von den Rocky Mountain umgeben, gibt es viele kleine Shops und Restaurants in der Innenstadt, türkisfarbene Flüsse und etliche Wanderwege. Also hab ich mich schön in die Schlange im Touristen-Center angestellt und mich über die verschiedensten Wanderwege informieren lassen. Der Typ hinter dem Schalter sah aus, als hätte er selbst 20 Jahre im Wald gelebt und gab mir dann, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich alleine wandern werde, zu allererst den Hinweis, dass ich mich nicht zu weit vom Ort wegbewegen sollte, da ¨Bärensaison¨ ist. Großartig dachte ich, hatte ja schließlich immer noch keinen Bären so richtig live in der Natur gesehen...
Am nächsten Morgen bin ich dann mit meiner Wanderkarte losgestiefelt. Bis zum eigentlichen Start des Trails waren es vom Zentrum ca. 3km, die man an einer Straße entlanggehen musste. Dank der tollen Wanderkarte wollte ich mich aber für einen Weg durch den Wald entscheiden und war auch total stolz, dass ich den gefunden hatte. Check dachte ich, vonwegen Frauen können keine Karten lesen... Bis zu diesem Zeitpunkt war auch alles top: Das Wetter warm, aber nicht zu heiß und dass ich alleine unterwegs war beunruhigte mich auch nicht sonderlich. Schließlich war das ja ein Touri-Ort und sicherlich Wanderer so weit das Auge reicht. Doch als ich von der Straße nach links in den Wald abbog und nach einigen Metern realisierte, dass diesen Weg anscheinend NIEMAND sonst gewählt hatte, wurde mir doch etwas mulmig und ich erinnerte mich an die Worte des Waldmenschen...¨ es ist Bärensaison¨....!!! Hmmm! Ich schaute mich um und sah nichts außer Bäume. Erst wollte ich mich nicht so anstellen und ging immer weiter. Der Info-Typ hatte mir nämlich auch gesagt, dass es einen einfachen Trick gibt um den Bären die Möglichkeit zu geben, rechtzeitig zu verschwinden: in die Hände klatschen! Sie greifen nämlich nur Menschen an, wenn man sie überrascht. Hören sie dich jedoch rechtzeitig, suchen sie das Weite...

Es gibt zum Glück keine Videoaufnahmen davon (hoffe ich doch), denn ich bin dann tatsächlich klatschend und singend durch den Wald gelaufen!!! Und fand es dann irgendwann auch gar nicht mehr so blöd, sich für den Straßenweg zu entscheiden! :-D Ich war noch nie so froh wie in dem Moment, KEINEN Bären gesehen zu haben... ;-)

Der eigentliche Wanderweg war dann aber großartig!! Da die Ferien in Kanada vorbei waren und das Wetter nicht atemberaubend war, haben sich die Touristen in Grenzen gehalten und es war traumhaft die 5,5km hinauf auf den Berg zu gehen. Unterwegs habe ich ein Paar aus Calgary getroffen und es war eine tolle, ungeplante Begegnung mit netten Gesprächen und `ner Menge Spaß. Oben angekommen, hatten wir n kleines Picknick und haben die tolle Aussicht genossen. Anschließend bin ich mit ihm (ich hab den Namen natürlich schon wieder vergessen) dann noch nach GANZ OBEN auf den Berg. Das fiel definitiv schon unter die Kategorie ¨free climbing¨ statt Wandern. Und es hat sich gelohnt. Die Aussicht war wirklich atemberaubend. Als wir wieder unten waren (inzwischen hatte es angefangen zu regnen), bin ich dann in die 39 Grad warmen ¨hot springs¨ (Thermalquellen-Außenpool) gesprungen und konnte auf den Berg blicken, den ich zuvor erklommen hatte - großartig!!

Da es inzwischen wie aus Eimern regnete, beschloss ich den Bus zurück ins Dorf zu nehmen. Tja, natürlich fuhr der aber vor meiner Nase weg und der nächste ließ über 30 Minuten auf sich warten. In der Zeit würde ich den Berg runter schwimme können, so doll regnete es. Also ließ ich mir was einfallen und machte einen auf Anhalter (wie erbärmlich). Hat aber funktioniert und schon das dritte Auto fuhr rechts ran, um mich aus diesem Monsun zu retten. Ich weiß natürlich seinen Namen nicht mehr, aber er war nett und kam aus Korea. Was ich nicht wusste: Koreaner können anscheinend kein Auto fahren! Er fuhr dermaßen unsicher, dass ich kurz überlegte ¨das Steuer in die Hand zu nehmen¨- habe mich dann allerdings doch dagegen entschieden. Es waren ja schließlich nur ca. 3-4 km. Und er war sogar so nett mich bis vor den Eingang meines Hostels zu bringen. Das nenn ich mal hilfsbereit!
Zum Abschluss meines Banff-Aufenthaltes ging ich dann noch mit drei netten Deutschen aus meinem Hostel zusammen essen. Ein rundum gelungener Tag!

Am nächsten Morgen ging`s dann zurück nach Calgary zum ¨Spruce Meadows-Masters¨-Turnier, wo ich wieder auf Anthony, Colt und Kathleen traf. Das Turnier ist eines der angesagtesten Reitturniere der Welt (Pferdefreunde werden es kennen) und im Mannschaftswettbewerb haben die Deutschen gewonnen, yeah! Zum krönenden Abschluss hätte ich fast noch den Blumenstrauß von Christian Ahlmann gefangen, aber der hätte die 13 Stunden Autofahrt eh nicht überlebt...

Und dann war auch schon meine letzte Woche in Williams Lake angebrochen. Das Wetter war traumhaft!! Die ganze Woche hatten wir um die 30 Grad und blauen Himmel! Ich habe Unkraut gerupft und mit Round-Up vernichtet, Pferdehalfter gesäubert und abends meine obligatorischen Runden gejoggt oder mit dem Mountainbike gefahren. Den letzten Nachmittag haben Kathleen und ich dann an einem der bilderbuchmäßigen Seen in der Sonne genossen. Und dann war meine Zeit in Williams Lake auch schon um. Es war toll und der Abschied viel dann doch schwerer als ich gedacht hätte. Da Joanne und ich beide nicht gut im Verabschieden sind, haben wir beschlossen, es kurz und schmerzlos zu halten und schnell noch einen Verabschiedungs-Whiskey getrunken. Cheers!

Nun bin ich auch schon wieder in Vancouver- bei Bart (den ich im Café in Vancouver ¨aufgegabelt¨ hatte) und ich darf bei ihm wohnen. Ich bin zwar erst seit 12 Stunden hier, aber wir wohnen schon zusammen, als wären wir ein altes Ehepaar. Er hat meine Couch vorbereitet, Frühstück gemacht und ich den Abwasch. Dann ging er an seinen Schreibtisch und ich an ¨meinen¨ und im Hintergrund läuft klassische Musik! :-D

Und noch ein kleiner Beitrag zum Thema kanadische Gastfreundschaft: als ich gestern Abend hier angekommen bin (Bart war unterwegs), fiel mir ein, dass er mir sein Wifi-Passwort bei Facebook geschickt hatte. Clever wäre natürlich von mir gewesen, wenn ich mir das Passwort vorher AUFGESCHRIEBEN hätte. Ist nämlich blöd, wenn man ins Internet gehen muss, um ins Internet gehen zu können...;-) ABER, ich bin ja ein Fuchs und als ich im Dunkeln den Schlüssel zur Wohnung gesucht hatte, blieben mir die Blicke der Nachbarn auf dem Balkon nicht unbemerkt...also bin ich wieder raus und habe sie höflichst um Hilfe gebeten und ihnen mein Problem erörtert. Daraufhin wurde ich von dem Nachbarn hochgebeten, da sein Passwort sich auf dem Router befindet. Er (der Name war wirklich schwer zu merken) hatte gerade Besuch von einem Freund aus Montreal und bot mir an, mich zu setzen und einen Whiskey zu trinken. Bei so viel Gastfreundschaft konnte ich natürlich nicht ablehnen (und der letzte Whiskey war immerhin schon über 9 Stunden her) und ich erhielt neben dem Internetzugang noch ein zweites Getränk, eine spontane Gitarren-live-Performance und blieb insgesamt ca. 2 Stunden! :D
Jetzt kannte ich schon mehr Nachbarn als Bart und schlief anschließend wie ein Stein...

Gleich werde ich `ne Runde am Wasser joggen und heute Abend mit Bart, Dino und deren Freunden einen Club unsicher machen.

Je nach Verfassung werden wir morgen eventuell spontan nach Seattle fahren (irgendwie wollte ich da immer schon mal hin) und am Montag werde ich dann vermutlich nach Vancouver Island rüber. Bis......am Donnerstag dann mein Flieger nach Hawaii geht!!! JUHU!
  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen