Mittwoch, 18. April 2018

Der beste Plan ist doch, keinen Plan zu haben

Samstag, 14.4., Düsseldorf International Airport:
Geschafft! Ich stehe in der Reihe zum Check In-Schalter und bin froh, dass ich es geschafft habe. Just in time natürlich. Denn der Plan war eigentlich, den Rucksack bereits Donnerstagabend fertig gepackt zu haben, die Einstands-/Ausstandsfeier im Keller am Freitagabend zeitig zu verlassen, damit ich am Samstagmorgen gaaanz entspannt nach einem gemütlichen Latte Macchiato Richtung Flughafen starten kann. Beides hatte nur bedingt geklappt. Natürlich! 🙄
(Das Packen wurde allerdings relativ zügig zuende gebracht, denn es sollte ja eine ganz minimalistische Reise werden. Und so brachte mein Rucksack am Ende gerade mal 10,5kg auf die Wage. Was zusätzlich den Vorteil hat, dass ich auch weniger liegen lassen kann...🙈)

Ich musste also auf mein Glück hoffen, dass ausnahmsweise sowohl der Bus, als auch die S-Bahn mal pünktlich kommen würden - und ich hatte Glück!

Nachdem ich eingecheckt hatte, konnte ich also kurz durchatmen und mich nun endlich auf einen entspannten Flug, mit genügend Beinfreiheit und bestem Unterhaltungsprogramm im A380 mit Emirates freuen - und „zum Glück“ war ich ja auch noch platt genug, damit auch einem kleinen Nickerchen zur Verkürzung der Flugzeit nichts mehr im Wege stand! 👌🏼🙂 

Nur das eigentlich ganz lecker aussehende Essen im Flieger konnte ich dem gut aussehenden, dänischen Flugbegleiter wieder unangetastet zurück geben. Viele holen sich ja Magenprobleme IM Urlaub - ich habe es einfach anders gemacht und bin mit Magenproblemen in den Urlaub gestartet...

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Dubai (🌴🌴🌴am Flughafen haben bereits für erste Urlaubsstimmung gesorgt), bin ich dann am Sonntag gegen 13 Uhr Ortszeit in Hanoi gelandet. 

Und die Busfahrt wurde bereits zum ersten Abenteuer: Ich hatte die Wahl zwischen einem Taxi (ca. 15€) und einem ganz normalen Bus (ca. 1,20€) und habe mich für die günstigere und „echtere Variante“ entschieden. Echt gewöhnungsbedürftig war auf jeden Fall der Fahrstil des Busfahrers! Ich meine, ich bin nicht zum ersten Mal in Asien und wusste, dass der Fahrstil hier etwas „verrückter“ ist als bei uns Zuhause, aber soooo verrückt hatte ich ihn dann doch nicht mehr in Erinnerung. Man fährt hier getreu dem Motto „wer bremst, verliert!“ und wenn irgendein anderes Fahrzeug auch nur in die Nähe kommt, wird gehupt! Und es funktioniert! Das muss ich unbedingt direkt mal ausprobieren, wenn ich zurück in Ddorf bin...😄

Und schon während der Bus fährt wurde deutlich, was ich vorher schon so oft gehört hatte: dass die Vietnamesen unglaublich freundliche und zuvorkommende Menschen sind! Die Mitfahrerin, die eigentlich nur für den Verkauf der Bustickets zuständig war, hat mich kurz vor der Innenstadt angesprochen und gefragt wo genau ich denn hin möchte und mir die nächstgelegene Station genannt, an der ich aussteigen sollte. Sehr nett.

Allerdings stand ich dann da mit meinem Rucksack etwas ratlos an dieser riesen Straße (und musste ständig vor und zurück springen um nicht überfahren zu werden) und hatte natürlich keinen Plan, wie ich denn jetzt von dieser Bushaltestelle zu meinem Hostel komme...🤔 Es half also nichts als den nächsten Besten zu fragen. Die Antwort lautete „800m in this direction“! Hmm, okayyy, das war schon mal ein grober Anhaltspunkt, hatte aber das Gefühl, dass das noch genauer ging...
Grob in dieser Richtung bin ich dann noch auf einige andere, teils ebenfalls planlose, aber dennoch immer hilfsbereite Menschen gestoßen, bis ich schließlich meine Unterkunft, versteckt in einer Seitengasse gefunden hatte. Und das ca. zehn Mal halb, aber nicht einmal komplett überfahren! 💪🏼😀 

Nachdem ich beim Check In wieder äußerst freundlich Willkommen geheißen wurde, konnte ich nun also endlich ankommen. Und mich direkt wie Zuhause fühlen: denn mein Zimmer war natürlich ganz oben, in der 6. Etage! Doch obwohl ich nur ein einfaches Hostel und kein 5⭐️-Hotel gebucht hatte, war der schmächtige Mitarbeiter so nett und hat mir mein Gepäck abgenommen...👌🏼
Der Urlaub konnte also beginnen! 😎 

Da niemand im Zimmer war, habe ich mich erstmal auf die Dachterrasse, die direkt vom Zimmer aus begangen werden konnte, begeben und mir zum Runterkommen meine Nägel lackiert (Frauen verstehen mich😂).

Anschließend bin ich eine Runde um den Hoan-Kiem-See spaziert und habe mir eine Fußmassage gegönnt. Soweit sollte mir das zum Ankommen auch erstmal reichen. Der Plan war, zurück auf‘s Zimmer zu gehen, ein bisschen zu lesen und dann früh zu schlafen, bevor es am nächsten Morgen Richtung Sapa (in die Berge) gehen sollte...
Aber es kam anders. Zurück auf dem Zimmer, bin ich auf Marjorie (aus Chicago, aber seit 1 Jahr Englischlehrerin in Bangkok), Julie (aus San Francisco, App-Designerin) und Maria (aus Paris, macht irgendwas mit „finance“) getroffen. Alle zwischen 30 und 35 und alle alleinreisend. Wir haben uns vom ersten Moment an super verstanden, viel gelacht und kurzer Hand zusammen einen Trip nach Ninh Binh für den nächsten Tag gebucht! Den Bus, den ich für den nächsten Morgen schon gebucht habe, habe ich kurzerhand storniert und mich stattdessen für den Nachtbus, nach der Tour, entschieden. 

Statt zu lesen und früh zu schlafen, sind wir vier dann noch durch die Altstadt gelaufen, waren auf dem Night Market und haben es uns bei leckerstem Street Food und Bier gut gehen lassen! 😌

Gegen 23h sind wir auf dem Weg zurück noch an einer Bar vorbeigekommen und wollten „nur mal kurz reinschauen“. Gegen halb 2 waren wir dann wirklich zurück und unsere fünfte Mitbewohnerin höchst erfreut über vier gackernde Hühner, die ins Zimmer gestürmt kamen...

Ich hatte ehrlich gesagt keine wirkliche Ahnung, wo dieses Ninh Binh liegen und was uns da erwarten sollte, aber es klang nach Spaß. Und den hatten wir! Mit ca. 10 zehn anderen Personen wartete eine zunächst ca. 1,5 stündige Busfahrt auf uns (die wir vier für ein ausgiebiges Nickerchen genutzt haben), bevor wir dann an einem wunderschönen Park mit mehreren Tempeln angekommen sind. An Tempeln habe ich mich ehrlich gesagt etwas satt gesehen (irgendwie sehen sie doch alle gleich aus, nur anders). Aber zum Wachwerden war es gar nicht schlecht und nebenbei hat man noch interessantes über die Geschichte Vietnams erfahren. Dann ging es weiter zu einer Kajaktour - großartig! Endlich war man raus aus der stressigen Stadt und hatte einen ersten, wirklich atemberaubenden Eindruck von der wunderschönen Natur Vietnams! 

Anschließend haben wir eine Fahrradtour durch die Felder gemacht und zum Schluss ging es 500 Stufen hinauf auf einen Berg (dessen Namen ich mir leider nicht merken konnte) mit traumhafter Aussicht! 

Allerdings habe ich an diesem Tag mit vollen Zügen die Auswirkungen des Jetlegs (und die kurze Nacht) gespürt, sodass ich mich mit jedem Betreten des Minibusses direkt wieder ins vietnamesische Traumland verabschiedet hatte...

Zurück am Hostel, blieb auch nur noch kurz Zeit zum Auschecken, bevor es in den nächsten Bus („Sapa Express“) - mit Bettsitzen - Richtung Sapa ging. Julie und Maria sind in Hanoi geblieben, während Marjorie sich ebenfalls, mit einem anderen Bus, auf den Weg nach Sapa gemacht hat. Wir sollten also noch einige weitere Tage miteinander verbringen...🙂

Den Bus kann ich wirklich empfehlen. Bequeme Ledersessel in Liegeposition, Decken, es wurde ein kleiner Snack und Wasser gereicht, nette Reisebegleitung (brauche ich eigentlich gar nicht mehr erwähnen) und das alles für ca. 14€. Abfahrt war um 22 Uhr und die Ankunft war für ca. 03:00 Uhr morgens geplant.

Problem war nur, dass ich mir in meinem Kopf vorgestellt hatte, dass ich bei Ankunft in ein Taxi steigen und zu meiner Unterkunft fahren kann. Ich hatte mich dann nämlich doch nach einem richtigen Bett gesehnt... Dummerweise gleicht Sapa  zur Nachtzeit einem Dorf. Während nach Ankunft alle brav im Bus weiter schliefen, habe ich dann mal vorsichtig nachgefragt,    wo/wie ich denn nun ein Taxi bekäme, da ich ja weiter zum Hostel wollte...(netterweise hatte ich mein Erscheinen zu der unchristlichen Uhrzeit dort auch extra vorher telefonisch angekündigt). 
Musste dann aber mit Erschrecken feststellen, dass es vor 7 Uhr morgens keins geben wird. Der nette Busbegleiter hatte mir dann auf einer Karte aufgezeichnet wo ich hin musste und meinte, dass es nur 10min von dort seien. 
Ähmmm ja, zu Fuß...allein...irgendwo im Nirgendwo von Vietnam...ich?? Nach kurzer Überlegung habe ich dann mein Unwohlseingefühl unterdrückt und meinem Bedürfnis nach einem richtigen Bett nachgegeben und bin los gelaufen...

Zugegeben, das war nicht sooo kluk. Schon nach 100m bin ich vor Angst fast gestorben und wollte wieder umdrehen..., aber dann wollte ich nur noch ein Stück weiter gucken und weiter und dachte, dass ich es ja gleich auch schon sehen müsste. Allerdings habe ich irgendwann gar nichts mehr gesehen, da die Straße immer weiter ins Nirgendwo ging und zwischendurch rein gar nichts mehr beleuchtet war. Ich konnte nur Ruinen/Baustellen sehen und hatte große Zweifel, ob da überhaupt noch was kommen würde - außer vielleicht mein Tod. Denn auf dem letzten Stück standen drei Vietnamesen, nicht mit einem Kontrabass, sondern mit einem Motorroller, am Straßenrand und machten sich natürlich kurz nachdem ich an ihnen vorbei war, auf den Weg. Langsam und mit dem Scheinwerfer in meine Richtung fahrend. Ich war ja auch do unauffällig mit meinem riesen Rucksack und den blonden Haaren...
Kurz hatte ich Bilder im Kopf, die für den Trailer eines schlechten Tatorts hätten herhalten können... mit dem Titel „Endstation Vietnam“ oder so ähnlich...aber dann habe ich tatsächlich ein Gebäude mit einem kleinen Licht und dem Namen „Fansipan Terrace Café and Homestay“ gelesen. Oh mein Gott!! Ich lebte und ein kleiner, verschlafener Vietnamese öffnete mir die Tür. Danke!! 🙏🏼🙏🏼🙏🏼

Am nächsten Morgen starb dann auch schon mein nächster Plan: Um 9 Uhr hätte mich und Marjorie an der Kirche bereits Sue Giang („Sue Giang Trekking Tour“ bei Tripadvisor) für eine zweitägige Trekkingtour erwartet, aber als mein Wecker um 07:45 Uhr ging und ich beim Blick vom Bett aus dem Fenster gesehen habe, dass es in Strömen geregnet hat, war mein einziger Gedanke: „Auf gar keinen Fall!!“ Ich hatte die Tour gecancelt, Marjorie nich eine Sekunde widersprochen und so konnte ich mich zurück ins Bett fallen lassen und einfach nur bis mittags mit bestem Gewissen schlafen - herrlich!! 🤗😴 
Jetzt hätte man von dem Wetter enttäuscht sein können, aber wir fanden es an dem Tag einfach PERFEKT! Wir haben ausgiebig (nachmittags) gefrühstückt, uns massieren lassen, unnützes Zeug gekauft und Glühwein in einer Bar vorm Kamin (mit Red Hot Chilli Peppers Musik im Hintergrund) getrunken. Bevor zum Ende des Tages doch noch die Sonne auf uns und die Berge schien und wir den Tag mit einem leckeren Cocktail haben ausklingen lassen. Besser konnte so ein Regentag nicht sein! ✅🙂

Statt der ursprünglichen zwei Tages Tour blieb dann für heute allerdings nur noch eine Tagestour, die ich einfachheitshalber direkt in meiner Unterkunft gebucht hatte. Marjorie wohnte zwar eine halbe Stunde entfernt in einem anderen Dorf, aber ich konnte die Tour für sie mit buchen. Trotz ebenfalls regnerischer Wetterprognose, erwartete mich heute Morgen ein großartiger Ausblick aus meinem Bett auf die Berge und Reisefelder - mit Sonnenschein! 😃☀️
6 Stunden sind wir mit Einheimischen und sechs weiteren Personen durch die Berge gelaufen und es war einfach nur wunderschön anzusehen! Die Sonne blieb den ganzen Tag - mit vereinzelten Wolken, - und es war eine richtig schöne Wanderung durch eine andere, grüne Welt! Das Einzige, was mir nicht so gut gefallen hat, waren die Wege nach dem Mittagessen, die durch Dörfer gewählt wurden, in denen es nur noch um eins gehen sollte: den Touristen etwas zu verkaufen. Kinder haben einem ständig ihre Armbänder und Taschen andrehen wollen und die Wege führten dann eben nicht mehr durch die fast unberührte Natur, sondern entlang einiger Hauptverkehrsstraßen, auf denen man ständig von hupenden Rollerfahren überholt wurde...👎🏼 Deshalb würde ich, auch wenn ich die Tour nicht gemacht habe, die oben genannte von Sue empfehlen. Sie soll nur abseits der Touriwege wandern!


Dennoch äußerst happy über die schöne und anstrengende Wanderung mit unerwartetem Sonnenschein, haben wir den Tag dann wieder mit einer Massage und einem gemütlichen Abendessen ausklingen lassen. Und als ich da vorhin so auf der Massageliege lag und „Modern Talking“ in einer kitschigen, asiatischen Version aus den Boxen im Hintergrund zu hören war, dachte ich mir so, dass ich die letzten Tage einfach alles richtig gemacht habe....!! 😊


































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